... Pädagogin, bindungsorientierte Elternberaterin & traumasensible Coachin.
Bindungsorientiert begleiten? Ja, auf jeden Fall!
Aber bitte ohne dauerhaften Stress, Perfektionismus und regelmäßige Überforderung.
Klingt nach einem Balanceakt? Allerdings ...
Die häufigsten Gründe für anhaltenden Stress im Familienalltag
Wie stressreich das Familienleben empfunden wird, ist natürlich sehr individuell und unterliegt auch Schwankungen. Gerade, wenn Kinder noch kleiner sind, geht es oft hoch her.
Wenn der Stress jedoch eher von Dauer ist, lohnt es sich genauer hinzusehen.
Aus meiner Erfahrung lassen sich vier große Bereiche differenziert voneinander betrachten, welche im Coachingverlauf stets mitgedacht werden:
1. Mental Load
bezeichnet die psychische oder mentale Belastung, die durch das Organisieren und Koordinieren von Alltagsaufgaben, sowie der Beziehungspflege und dem Auffangen von Bedürfnissen, entsteht.
Diese sind im Tagesverlauf sehr viele, sich u.a. wiederholende Aufgaben, die aber unsichtbar sind und in der Regel wenig Anerkennung erfahren.
Beispiele: Was kochen wir heute und den Rest der Woche? Was muss auf den Einkaufszettel, was befindet sich noch im Vorratsschrank/ Kühlschrank? Welche Alternativen können angeboten werden, falls es einer Person nicht schmeckt?
Wann findet der Einkauf statt? Aber auch:
Welche Besonderheiten stehen auf der Agenda des Schulkindes oder Kita-Kindes diese Woche? Was muss dafür vorbereitet, woran gedacht werden? Was entfällt möglicherweise? Wann findet die nächste U-Untersuchung statt und wer begleitet das Kind?
Welcher Geburtstag steht als nächstes an? Wer kümmert sich um welche Geschenke/ kleine Aufmerksamkeiten? Wer weiß am besten Bescheid über aktuelle Wünsche oder sind diese irgendwo notiert? Wer kümmert sich darum, dass Verwandte über Geschenkwünsche informiert werden? Sowie:
Ist diese trockene Haut beim Kind im Winter normal? Welche Creme könnte helfen? Wann kann sie besorgt werden oder sollte doch besser ein Arzt konsultiert werden? ...
In Familien übernehmen meist Mütter diese wichtigen Tätigkeiten, welche die Familienorganisation betreffen.
Die Sichtbarmachung, welchen großen Umfang das tatsächlich hat, ist dabei ein erster wichtiger Schritt.
Im weiteren Verlauf kann das Thema Equal Care ein wichtiger Baustein sein.
2. Rollenerwartungen
beschreiben, welche Erwartungen das soziale Umfeld an die Verhaltensweisen von Personen stellt.
An Mütter sind diese besonders hoch und machen oft ordentlich Druck.
Mütter sollen bspw. stets liebevoll, geduldig, ruhig und zugewandt sein, gesund und vielfältig kochen, gerne spielen und basteln, für Harmonie und Wohlbefinden sorgen, die Kinder fördern, die Medienzeiten verantwortungsvoll begleiten und regulieren, den Haushalt im Griff haben, die Beziehung im Blick behalten, Selbstfürsorge betreiben, Karriere machen ...
Werden Aspekte dieses Ideals nicht genügend erfüllt, entstehen häufig Schuld- und Schamgefühle bei Müttern. Dabei ist es eigentlich nicht möglich all diesen Anforderungen gleichzeitig gerecht zu werden.
Hier zunächst „auszusteigen" und einen bewussten Reflexionsprozess anzustoßen, kann individuellen Lösungen den Weg bahnen und helfen bewusst Prioritäten zu setzen.
3. Ein dysreguliertes Nervensystem
Wenn wir dauerhaft gestresst sind, uns getrieben fühlen, schnell gereizt reagieren und unruhig sind, kann dies in einem dysregulierten Nervensystem begründet sein.
Uns gelingt es dann nicht gut, uns selbst zu regulieren.
Dies kann an einer unzureichenden Co-Regulation in unserer eigenen Kindheitsbiographie liegen.
Im Coaching kann die Selbstregulation mit Übungen, Selbstwahrnehmung und dem Finden geeigneter, individueller Strategien erlernt werden.
4. “Ungünstige” oder traumabedingte Glaubenssyteme
können dafür sorgen, dass wir stets einen innerer Antreiber haben, der uns nicht zur Ruhe kommen lässt.
Glaubenssätze im Allgemeinen sind Überzeugungen und Annahmen, die wir z.B. über uns selbst haben. Glaubenssyteme können als etwas “größer” und umfangreicher verstanden werden. Sie sind große neuronale Netzwerke.
Besonders traumabedingte Glaubenssyteme sind sehr solide und haben eine gewisse Kraft und nachhaltige Wirkung, da sie bereits in der Kindheit entstanden sind.
Das kann uns z.B. im Beruf, aber auch mit der Elternschaft, nochmal ordentlich „befeuern" und den Druck zusätzlich erhöhen.
Bsp. für Glaubenssysteme können sein:
„Ich darf keine Fehler machen”,
„Ich bin selbst Schuld”,
„Ich muss das alleine hinbekommen“,
„Ich bin nur etwas wert, wenn ich viel leiste oder mich aufopfere”,
„Ich bin nicht genug“ oder
„Ich bin zu viel“ .
Hilfreich kann es sein, sich über derartige Denkmuster bewusst zu werden und zu überprüfen, wie stark deren Einfluss ist.
Im Coaching ist diese Arbeit oft intensiv und gleichzeitig aber immer gewinnbringend.
Mit der Anteile-Arbeit (EgoState Methode) können diese im Coaching integriert und verändert werden. Außerdem lassen sich im Zusammenhang mit Glaubenssystemen immer auch „verborgenen" Ressourcen und Stärken (wieder)entdecken.
Mein Learning:
Dauerhafter Stress und ständig am Limit zu sein darf für Familien und besonders Mütter nicht die Regel sein.
Hier benötigt es ein liebesvolles Stopp und Zeit zum Hinschauen - zu uns selbst!
Meine Überzeugung:
Es reicht nicht unseren Kindern bedürfnisorientiert zu begegnen. Wir dürfen uns selbst gegenüber genauso zugewandt sein. Oft verlieren wir uns aus dem Blick, weil wir es einfach "richtig" machen wollen und alles dafür geben.
Meine Erfahrung:
Familien sind so unterschiedlich: Jede hat andere Rahmenbedingungen, andere Ressourcen, anderes Gepäck ... Deswegen darf auch jede Familie, ihre ganz eigenen Lösungen finden.
Die Anliegen der Beratungen sind individuell und vielfältig.
Im Kontext Familie sind die Themen Mental Load, Rollenbilder, Scham-/ Schuldgefühle, eigenen Prägungen und Partnerschaftskonflikte immer wieder von Bedeutung.
Hier "aufzuräumen" und Ressourcen (wieder) zu entdecken, kann sehr entlastend sein.
Wo ich gerne hinmöchte ...
Mich hat schon immer die Frage beschäftigt, was Menschen bewegt, sie motiviert, was sie zurückhält, warum sie ein bestimmtes Verhalten zeigen.
Letztlich, was sie tief im Inneren wirklich brauchen.
Daraus hat sich meine Haltung und meine Vision im familiären Kontext entwickelt, die mich stets bei meiner Arbeit begleitet.
Meine Vision für unsere Kinder ist es, dass sie bindungs- und bedürfnissorientiert aufwachsen dürfen. Getragen durch feinfühlige Interaktion zwischen Eltern und Kind sowie zugewandter Begleitung und Wahrung von kindlichen Grenzen.
Meine Vision für das Elternsein ist es, dass wir selbstbestimmt unsere Elternrolle gestalten. In dem wir uns (wieder) über unsere kraftvollen Ressourcen und Absichten bewusst werden. Darüber hinaus in der Lage sind unsere eigenen Prägungen traumasensibel und wertschätzend zu reflektieren, uns selbst zu regulieren und Veränderungsprozesse in uns anzustoßen.
Gerade heute - mit sehr hohen Ansprüchen (Mental Load, Rollenerwartungen, Equal Care, ...) - besonders ans Mama-Sein, ist es umso wichtiger in der Klarheit zu sein, was wir wirklich wollen und auch leisten können.
Meine Vision für jeden Einzelnen ist es, dass wir uns selbst genauso zugewandt und verständnisvoll begegnen, wie unseren Kindern. Was oftmals bedeutet, eigene Grenzen (wieder) zu entdecken, diese anzuerkennen und zu würdigen. Dies bedeutet den Fokus umso stärker auf individuelle und hilfreiche anstelle von perfekten Lösungen zu lenken.
Gerade für Eltern mit eigenen (starken) Prägungen, kann diese Arbeit besonders herausfordernd sein, was eine respektvolle und wertschätzende Begleitung erfordert.